Kanzlei am Wall

In Lemgo hat die Rechtsanwalts- und Notarsozietät „Kanzlei am Wall“ mit Begeisterung und Engagement einer denkmalgeschützten Scheune zu neuem Leben verholfen. Die Scheune, eine zweihüftige Halle im schlichten Bruchstein-Mauerwerk, steht am östlichen Ende der historischen Alten Hansestadt. Das Gebäude geht ursprünglich auf das Jahr 1863 zurück und wurde bis Anfang der 1960er Jahre als Landhandel und bis zum Umbau 2018/2019 als Unterstellmöglichkeit genutzt.
Das Raumvolumen von knapp 1.400 Kubikmetern sollte neue Flächen für das Notariat mit Büro-, Besprechungs und Nebenräumen bieten. Zumal sich weitere Gebäude der Sozietät auf dem Grundstück verteilen, sollte mit dem Umbau der Scheune gleichzeitig ein neues Entrée und eine eindeutige Zugangssituation für die Kanzlei geschaffen werden. 
Die Gestaltungssatzung und der Denkmalschutz boten allerdings kaum Spielraum für zusätzliche Öffnungen in den Fassaden. Architektonisches und gestalterisches Ziel war es, die Bruchsteinfassaden mit ihren kleinen Öffnungen eher unangetastet zu lassen und die historischen Spuren der alten Scheune, insbesondere die ursprünglichen Deckenhöhen und die zur Verstärkung der Dachkonstruktion eingezogenen Stahlfachwerkträger, im Inneren erkennbar zu machen.
Der wesentliche konzeptionelle Ansatz war, das Gebäude als Haus-im-Haus-Prinzip zu begreifen und mit einer eigenständigen Konstruktion aus Stahlbetonstützen und -decken, sowie mit großen Glasflächen und einer zeitgemäßen Architektursprache einen spannungsvollen Kontrast zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart herzustellen.
Weiße Kuben mit großen Verglasungen ragen in die 3-geschossigen Höfe hinein, ebenso scheint der Hauptbesprechungsraum als eingestellter Körper über dem Empfangsbereich zu schweben und wird beidseitig über die grosszügig verglasten Eingänge belichtet.
Das Gebäude ist klar und übersichtlich organisiert. Erdgeschossig sind Empfang, Beurkundungsräume, Wartebereich und Funktionsräume angeordnet, während sich in den darüber liegenden zwei Ebenen neben dem großen Besprechungsraum, ausschließlich Büroräume befinden.
Eine zentrale, filigrane und einläufige Treppenanlage verbindet alle drei Ebenen miteinander und ist an eine zu den Lichthöfen hin verglaste Flurspange angebunden. Die BüroraÅNume sind flurseitig mit transparenten Glaswänden ausgestattet und erhalten sowohl über die äußeren Fensteröffnungen als auch über die Flurseite natürliches Tageslicht. So entsteht eine helle und sehr angenehme Büroatmosphäre.
Energetisch ist das Gebäude nach der gültigen EnEV ausgelegt und wird mit Fernwärme aus regenerativer Kraft-Wärme-Kopplung beheizt.
Was von außen durch die relativ kleinen Fensteröffnungen eher geschlossen und mit wenig Tageslicht versorgt wirkt, überrascht im Inneren mit reflektierenden weißen Wänden und den sehr transparenten Räumen als lichtdurchflutetes Büroambiente. Es ist ein sehr spannungsvolles Gebäude, das mit den unterschiedlichen Ein-und Ausblicken innerhalb des Gebäudes im permanenten Dialog zwischen Alt und Neu steht.

Auszeichnungen
Anerkennung Architekturpreis 2020 des BDA OWL